Große Suchtgefahr in privaten Spielhallen in Deutschland

Eine für das Bundeswirtschaftsministerium erstellte, bislang unter Verschluss gehaltene Studie gibt nach Informationen der „Süddeutschen Zeitung“ (Donnerstagsausgabe) Aufschluss über große Suchtgefahren in den mehr als 10.000 privat betriebenen Spielhallen in Deutschland. Die Hälfte der befragten Besucher gab an, sie hätten „die Kontrolle über das Spielen verloren“. Knapp ein Viertel erklärte sogar, sie müssten sich in ihrem Leben finanziell „sehr einschränken“, weil viel Geld für die Automaten draufgehe. Die Ergebnisse der wissenschaftlichen Studie liegen bereits seit Ende April vor, doch erst demnächst sollen sie veröffentlicht werden. Gerade noch rechtzeitig vor einem Treffen von Kanzlerin Angela Merkel mit den Regierungschefs der Bundesländer am 15. Dezember in Berlin, bei dem auch über strengere Auflagen für Spielstätten geredet wird. Wissenschaftler wie der Bremer Suchtforscher Gerhard Meyer hatten bereits gemutmaßt, die Bundesregierung wolle die Studie noch länger zurückhalten, um die Automatenindustrie zu schonen. Die Glücksspielautomaten-Industrie erwirtschaftet in den mehr als 10.000 Spielhallen Milliardenbeträge. Nun wollen die Bundesländer strenge Auflagen verfügen. Dafür liefert die für das Wirtschaftsministerium erstellte Studie neue Gründe. In 40 von 50 untersuchten Spielhallen wurden die Vorgaben nicht eingehalten. Teils fehlten Informationen über den Spielerschutz, teils waren die Geräte nicht ordnungsgemäß aufgestellt. Eine Testperson, die Probleme simuliert habe, sei nicht vom Zocken abgehalten, sondern zum Weitermachen ermuntert worden: Schließlich sei doch „ein baldiger Gewinn zu erwarten“, heißt es in dem Ende April abgelieferten Bericht. Auch von Ordnungsämtern gebe es Hinweise auf eine „Reihe von Verstößen“. Die 447 befragten Spieler rundeten das Bild ab. Die Mehrzahl von ihnen gab an, sie versuchten ihr Glück an den Automaten, um Geld zu verdienen, um verlorenes Geld zurückzuholen, oder eines „inneren Spieldranges“ wegen.