„Saphir“ von Saphir: Schmachtend durch die Castinglandschaft

Deutsche Castingmusiker oder -bands haben ihren Ruf. Während von Mehrzad Marashi oder Menowin Fröhlich keine ernstzunehmende Musik erwartet werden kann, genauso wie sämtliche ProSieben Popstars die Musiklandschaft nur dahingehend beeinflussen, dass folgende hauseigene Sendungen mit ihrem Sound musikalisch unterbettet werden, hat sich das Öffentlich-Rechtliche Fernsehen klammheimlich das Konzept der Castingshows geschnappt und eine Band erschaffen, die einen kleinen Hoffnungsschimmer für die deutsche Musikcastinglandschaft andeuten lässt.

Im April hat der Kinderkanal KiKa die Mädchenband Saphir hervorgebracht. Vier Sängerinnen und Musikerinnen im jungen Alter zwischen 12 bis 15 Jahren wurden von den Zuschauern zu den Gewinnerinnen des Contests ”Ki.Ka Live – Beste Stimme 2010“ gekürt, das Debutalbum folgte wenige Wochen später. Keine vorwärtstreibenden Beats aus der Copy & Paste Maschine, keine getunten Stimmen, keine aufgemotzten Mädels, die durch (fehlende) Klamotten Aufsehen erregen sollen. Das gleichnamige Debutalbum Saphir bietet musikalisch Ernstzunehmes: die Lyrics sind athentisch (wenn auch ein wenig zu erwachsen für die pubertierenden Mädchen), die Sounds verarbeiten eine breite Palette an Gefühlen. Von emotionaler Distanz (Kälter als Eis), über Sehnsucht nach dem Ausbruch (Unsere Welt) bis hin zur Melancholie (November) ist vieles auf Saphir vertreten.

Saphir lässt sich locker eingliedern in die Deutschpopliste, die auch von Bands und Künstlern wie Juli, Silbermond oder Christina Stürmer angeführt wird. Dass diese Namen definitiv lange in der deutschen Musiklandschaft geblieben sind und voraussichtlich auch bleiben werden, ist weitläufig bekannt. Sollten die vier jungen Damen den Willen zeigen, weitere Alben in der Castingmaschine mitmachen zu wollen, bleibt nur zu hoffen, dass sich das Schimpfwort ”TV-Castingband“ nicht an den Namen Saphir haftet.